Bericht Buchtenbummeln
Nun bummeln wir schon seit einer Woche durch die Buchten, bleiben meist zwei Tage an einem Ort, weil es uns so gut gefällt. Dabei haben wir jede Menge Zeit, so über uns, über das Leben in der Türkei und die Welt nachzudenken.
In den Buchten um Göcek leben viele Familien, die die Sommermonate dort verbringen, ein einfaches Restaurant betreiben und den ganzen Tag über fischen, Spiele spielen und es sich gut gehen lassen. Dabei sind die Ansprüche nicht sehr hoch, sie leben in einfachen Hütten oder Zelten aber über allem scheint das Leben der Familie im Mittelpunkt zu stehen. Man sieht in den unbewohnten Buchten einfache Holzboote, die Fischer verbringen dort den Tag, quatschen miteinander, vielleicht fangen sie auch mal einen Fisch? Wer weiß?
Die Menschen machen sich augenscheinlich nicht so viele Sorgen um Dinge, die vielleicht eintreffen könnten, so wie wir Deutschen das manchmal zu tun pflegen. Da können wir echt was lernen! Und das wollen wir!
Außerdem treffen wir die unterschiedlichsten Fahrtensegler, Low-Budgetsegler oder Bestausgerüstete mit allem auf dem Markt erhältlichen Equipment. Ganz unabhängig von der Ausrüstung legen die einen große Distanzen zurück, fahren mal eben schnell von hier rüber ins ionische Meer, dann über Italien oder Tunesien nach Gibraltar, um dann im Dezember von den Kanaren in die Karibik zu segeln, andere bummeln die Küsten entlang, wie wir im Moment. Und dann trifft man z.B. den Franzosen in der Kapi Creek Bucht vor Göcek, der vor 30 Jahren dort angekommen ist, lange bevor jemand dort lebte, und meinte: hier ist es schön, hier bleibe ich. Ab und zu segelt er mal zum Einkaufen in die umliegenden Orte, er kommt mit 50 Euro im Monat aus, hat er uns erzählt. Also, es geht auch einfach!
Auf dem Weg hierher hatten wir noch ein Zwangspause, zum Glück lagen wir geschützt und sicher in der Bucht vor Dalaman. Beim Einlaufen in die Bucht gab es mal wieder ein Geräusch aus dem Schiffsbauch. Wie Gläsergeklapper! Wir haben inzwischen alarmierte Ohren, haben natürlich erst mal das Geschirr überprüft, ob da irgend was klappert. Fehlanzeige! Am nächsten Morgen haben wir dann Mehmet angerufen, der sagte, bleibt mal wo Ihr seid, wir kommen. Das war dann auch, nochmal einen Tag später der Fall: Thomas holte Kemal am Ufer mit dem Beiboot ab und er warf sofort einen Blick in den Motorraum. BIG PROBLEM! (In der Türkei gibt es entweder BIG PROBLEM oder NO PROBLEM) Die Lichtmaschine war nicht richtig zusammengeschraubt und fing irgendwann an, zu klingeln. Zum Glück konnte das Problem ohne Schwierigkeiten und ohne größeren Folgeschaden vor Ort repariert werden und wir weiter fahren.
Nun liegen wir mal wieder in einem Hafen, in Göcek, um Wasservorräte aufzufüllen und werden wir in den nächsten Tagen hier noch weiter die Umgebung erkunden und von Bucht zu Büchtchen bummeln. Die Temperaturen sind schon schön sommerlich, die Umgebung traumhaft, wir freuen uns drauf!
Nachtrag: Philosophische Gedanken zur DEUTSCHEN FLAGGE
Wenn man in einer ruhigen Bucht vor Anker liegt beim Frühstücken (Momo-Fans wissen, was „Frühstücken“ bedeutet) und der Blick wie zufällig auf die deutsche Flagge fällt, die lustig im Winde flattert, dann durchzuckt einen wie elektrisiert die Erkenntnis: oh Gott, die deutsche Flagge hängt falsch rum! Und das schon seit Jahrzehnten!
Oben schwarz, unten gold: das ergibt doch keinen Sinn. Kein Wunder, dass in Deutschland so viel gejammert wird über alles Mögliche, wenn oben immer das Schwarze dräut! Wie sollen goldene Ideale und Ideen entwickelt werden, wenn man oben sowieso das Schwarze, das Dunkle vor Augen hat und unten das Goldene mit Füßen tritt?
Nein, nein, nein: die deutsche Flagge müsste umgedreht werden: unten schwarz, in der Mitte rot, oben gold. Das hätte symbolische Kraft! Ganz im Sinne der „Zauberflöte“, dem deutschen Nationalepos und der meistgespielten Oper der Welt: von der Dunkelheit, dem Reich der Königin der Nacht, dem Unbewussten, dem Nicht-Durchdachten (schwarz) durch das Feuer, den Prüfungen, dem Drama, den Herausforderungen (rot) zum Licht, den Idealen, den Zielen, der Zufriedenheit (gold). Das hätte Sinn und könnte auch auf die deutsche Psyche beflügelnd wirken.
Also: wir gründen hiermit die Initiative „DIE DEUTSCHE FLAGGE RICHTIG HERUM“.