20.01.2010

Ephesus spezial

Ephesus Hauptstrasse

Ephesus Hauptstrasse

Heute melden wir uns mit einem kleinen Extra-Bericht von unserem Kulturausflug nach Ephesus und Kusadasi, den wir am vergangenen Wochenende zusammen mit 20 anderen Liveaboards aus Marmaris unternommen haben. Wir haben uns zu einer „Schiebetourismus-Reise“ entschieden, da wir so ohne viel Organisation an interessante Orte kamen und sehr günstig in einem 5 Sterne-Hotel nächtigen konnten.

Vorab: deklariert war der Ausflug als „Camel-Wrestling-Tour“. Das ist ein traditionelles Fest zur Brunftzeit der Kamele. Sie sind herrlich geschmückt und kämpfen zur Freude der Zuschauer um das einzige verfügbare Weibchen – eigentlich echt gemein. Dazu gibt es das ganze Volksfestdrumherum wie Musik und traditionelles Essen. Nun denn, auch in der Türkei gibt es Regen und so fiel das Ganze buchstäblich ins Wasser, um sowohl den Tieren als auch den Menschen eine Schlammschlacht zu ersparen. Hoffentlich haben wir noch Gelegenheit, eines der anderen Festivals zu besuchen und unsere Eindrücke mit Euch zu teilen.

Engel

Engel

Den Samstag 16.1. haben wir nach der ca. dreieinhalbstündigen Busfahrt in der Ausgrabungsstätte Ephesus verbracht. Diesen Platz, der zum Unesco-Weltkulturerbe gehört,  fanden wir absolut beeindruckend! Nefruz, unsere türkische  Reiseleiterin, hat uns kenntnisreich und mit viel Humor Geschichte und Geschichten dieses Ortes nahe gebracht. Seit 150 Jahren – die ersten Funde entdeckten britische Eisenbahningenieure 1860 – wird hier ausgegraben und rekonstruiert. Die schönsten Funde kann man im archäologischen Museum von Selcuk bewundern, sofern sie nicht, wie an so vielen Orten in der Türkei und Griechenland, außer Landes gebracht wurden und im Britischen Museum oder einem anderen großen europäischen Museum zu ausgestellt sind. Sowohl den Griechen als auch den Türken, so konnten wir feststellen, ist das ein gewaltiger Dorn im Auge.

Artemis

Artemis

Ephesus war schon eine Weltstadt, als Athen noch tiefste Provinz und Rom noch nicht einmal gegründet war. In ihren besten Zeiten zählte die antike Metropole 250 000 Einwohner, für damalige Verhältnisse unglaublich viel. Es war die reichste Stadt Kleinasiens und war das Zentrum der Artemisverehrung. Das Artemision, der riesige Artemistempel mit 127 Säulen, von denen heute noch eine einzige steht, zählte zu den sieben Weltwundern. Vom 11.Jahrhundert vor bis ins 7.Jahrhundert nach Christus war die Stadt belebt. Nach Versandung des Hafens (das Meer ist heute 5 km entfernt) wurde die Besiedelung aufgegeben.

Auch in Zusammenhang mit der Entwicklung des Christentums ist Ephesus von Bedeutung: z.B. hielt sich der Apostel Paulus drei Jahre hier auf. Im Neuen Testament ist der Brief an die Epheser enthalten, den Paulus aus der römischen Gefangenschaft an die Gemeinde der Stadt gerichtet hat. Im großen Amphitheater sprach er einst vor 24 000 Zuhörer und erregte damit den Unwillen der Devotionalienhändler, die um ihr gutes Geschäft fürchteten – heute finden dort klassische und Rockkonzerte statt, unter anderen  waren Sting und Pavarotti zu hören.

Einer außerbiblischen Legendenbildung nach soll sich Maria nach der Himmelfahrt Jesu mit dem Kreis der Frauen um Jesus und mit dem Apostel Johannes in einem Haus in der Nähe von Ephesus niedergelassen haben und bis zu ihrer eigenen Himmelfahrt viele Menschen in Heilkunde und der Lehre des Christentums unterrichtet haben. An diesem Ort kann auf jeden Fall Geschichte spürbar werden.

Überdachtes Ausgrabungsgelände - Terrassenhäuser

Überdachtes Ausgrabungsgelände - Terrassenhäuser

Die Nacht haben wir dann in einem tollen fünf Sterne-Hotel in Kusadasi verbracht und das richtige Bett, die Nähe zum eigenen Bad und den Spabereich sehr genossen.

Am Sonntag  besuchten wir das Museum in Selcuk mit den wertvollen Exponaten . Beim anschließenden Besuch der Isa Bay Moschee wurden wir vom ehemaligen Imam, der ganz lockere Ansichten hatte, empfangen. Etwas befremdlich war, dass er sich nach der Führung vor der Moschee in einen fliegenden Händler mit gesalzenen Preisen verwandelt hat. Ganz bäuerlich ging es in der Weinstadt Sirince zu. Früher war dies eine rein griechische Stadt.  Im Zuge des Zwangsumsiedelung  nach der griechischen Niederlage 1922 gegen die Türkei  wurden die griechischen Bewohner umgesiedelt. Seit dem ist es eine rein türkische Stadt. Viele der dort angebotenen Waren stammen aus eigener Produktion, so auch der Fruchtwein, den wir in einem Weinladen verkostet haben. Am besten hat uns der Wein aus Granatapfel geschmeckt, der hier absolut keine exotische Frucht ist, sondern billig auf jedem Markt zu bekommen ist.

Die rekonstruierte Bibliothek

Die rekonstruierte Bibliothek

Abends kamen wir erschöpft und erfüllt „zuhause“ in Marmaris an. Nun hat uns unser „Marina-Alltag“ wieder zurück. Die Tage vergehen wie im Flug, es gibt immer was zu tun, morgen früh kommt zum Beispiel Ulrikes amerikanischer Klavierschüler (ja tatsächlich und der Unterricht läuft in Englisch), während Thomas sich zusammen mit unseren Mechanikern um die „never-ending-Story“ unseres Getriebe kümmert. Dazu gibt´s demnächst mal ein „Spezial“ von uns. Für die nächsten paar Tage ist etwas kälteres Wetter angesagt (tags bis 12°, nachts um die 5/6°). Das scheint in Deutschland für den Winter ja recht warm, für uns, die wir ja gerade auf dem Wasser wohnen, dürfte es ruhig etwas wärmer sein. Aber hier im Schiff können wir es uns bullig warm heizen, zum Glück!

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