9.01.2010

Glühwein meets Oliebollen

Weihnachtsbummel

Weihnachtsbummel

Endlich melden wir uns mal wieder – verschiedentlich wurden wir schon „angemahnt“ – mit unserem Bericht über die „etwas andere“ Weihnachtszeit.
Das Wichtigste und Schönste war, dass unsere Kinder Yohanna, David und Maria uns über Weihnachten für eine paar Tage besucht haben. Wir haben eine sehr glückliche Zeit miteinander verbracht und sind wirklich froh, eine so tolle Familie haben. Es gab viel zu entdecken, die Märkte und den Basar, die türkische Küche in der Türkei (schmecken die Döner hier wie in Berlin?) und auf unserem Weg von und nach Antalya zum Flieger einen Ausschnitt der heutigen Türkei zwischen Reichtum und bitterer Armut.

Heilig Abend haben wir mal ganz anders verbracht. Morgens um 8.00 kam der Flieger aus Köln in Antalya an. Für die Fahrt nach Marmaris haben wir uns für die längere aber schönere Strecke im Süden an der lykischen Küste entlang entschieden. Auf dem Weg liegt Myra, in dem sich im 4. Jahrh. n. Chr. Sankt Nikolaus (ja, der, dem Ihr Eure Stiefel am 6. Dezember rausstellt) als Bischof aufhielt. Ihm zu Ehren wurde im 8. Jahrh. die Bischofskirche St. Nikolaus errichtet. Die Kirche ist heute zum Museum umgebaut. Myra (heute eigentlich Demre bzw. Kale) ist ein Städtchen mit vielen Gewächshäusern und war in der Antike eine Großstadt. Aus dieser Zeit stammen die lykischen Felsengräber aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die in Hausform aus dem Gestein geschlagen sind. Wir haben sie aus der Ferne bestaunt (der Eintrittspreis war einfach horrend) und waren trotzdem sehr beeindruckt.

Heiligabend

Heiligabend

Müde kamen wir dann am späten Nachmittag in Marmaris an und haben erst mal die Stadt unsicher gemacht. Alle Läden waren auf, klar, hier war ja normaler Arbeitstag. Dann gings in eine türkische Kneipe zum Essen und hinterher zum Ausruhen und Bescheren auf die SunSuLa. So war Heilig Abend so gar nicht, wie wir es eigentlich kennen aber dennoch war es wunderschön. Netterweise konnten die drei auf der SY Bella Sogni übernachten. Das hat die Platzsituation natürlich deutlich entspannt. Der Weihnachtsspaziergang fand auf dem Wasser statt: am 2. Feiertag sind wir so richtig gepflegt zum Weihnachtssegeln raus gefahren.

Weihnachtssegeln

Weihnachtssegeln

Die Zeit war viel zu schnell vorbei und schon waren wir wieder nach Antalya gefahren um durch 30 bis 50 cm hohe Fluten, die der starke Regen verursacht hat, mit unserem Leihwagen den Weg zum Flughafen zu finden. Der Rückflug nach Köln war absolut abenteuerlich: Das Wasser suchte sich nicht nur den Weg von unten sondern auch von oben in das Flughafengebäude (es gibt eigentlich kaum ein türkisches Haus, in das es nicht reinregnet). Das war im Nu unter Wasser, Strom fiel aus, der Flug war gecancelt, alles in allem eine chaotische Reise mit verspäteter und doch glücklicher Ankunft in Köln.

Wir sind dann direkt nach Osten in die Nähe von Sirek gefahren, wo Angelika (Ulrikes Schwester) und Richard schon in einem Tourihotel auf uns warteten. Sie hatten eine „Kaffeefahrt“ in die Türkei gebucht, die sich als tolle Reise entpuppt hat und waren zufällig am gleichen Tag in Antalya gelandet. Das war ein sehr schöner Abend zusammen mit ihrem Freunden und für uns die Gelegenheit, mal wieder in einem Haus zu schlafen! Und das Bad als Frisörsalon zu benutzen. Damit hat nun Thomas eindeutig die längeren Haare als Ulrike, er möchte den „Langhaardackeltest“ machen und hat es schon ganz schön weit gebracht. Zurzeit sind eventuelle Aufrufe zum Frisörbesuch also noch zwecklos!
(Von diesem Absatz distanziert sich Thomas!)

Taurusgebirge

Taurusgebirge

Auf dem Rückweg nach Marmaris haben wir uns gnadenlos verfahren. Eine gesperrte Strasse in irgendeinem Kaff, eine falsche Auskunft von einem jungen Türken und schon waren wir mitten in der Pampa, mit tiefen Schlaglöchern in dem, was man nicht mehr Strasse nennen konnte und Häusern und Gegenden, die uns glauben machten, wir seien in einem andern Jahrhundert. Nun denn, irgendwann fanden wir die Hauptstrasse wieder und letzten Endes kamen wir gut und um Erfahrungen reicher in Marmaris an.

Über Weihnachten gab es viele „social Events“ hier in der Marina. Wir organisierten ein sogenanntes „Christmas-Carolling“: ca. 25 Leute trafen sich beim Marina-Office um singenderweise durch den gesamten Hafen von Boot zu Boot zu ziehen und englischsprachige Weihnachtslieder zu singen. Wir haben mit Akkordeon und Geige begleitet (eine etwas merkwürdige, aber frische Variante der sonst so üblichen Weihnachtsmusiziererei). Am nächsten Abend gab es eine Christmasparty im Sailors-Point (mit der Jam-Session_Band), man traf sich wieder zu Sylvester in der Shopping-Mall und zu Neujahr zum Barbeque. Schaut Euch die Fotos an, da findet Ihr noch einiges, worüber wir hier nicht schreiben.

Also, wie Ihr seht, die Weihnachtszeit haben wir wirklich ganz anders verbracht als wir das sonst so kennen. Aber durchaus interessant, gefüllt und bereichernd. An Sylvester feiern die Türken den Jahresübergang so, wie heute in der westlichen Welt Weihnachten gefeiert wird, ja ihr lest richtig. Mit all dem amerikanischen Weihnachtstand wird festlich geschmückt und man beschenkt sich gegenseitig. Das gibt es erst seit einigen Jahren. Vielleicht ist das möglich dadurch, dass in unseren westlichen Ländern das Weihnachtsfest immer mehr ausgehöhlt wird, dass der christliche Inhalt des Weihnachtsfestes bei uns oft verloren gegangen ist. So ist Weihnachten vielfach nur noch ein Marketinghighlight zur Ankurbelung der Wirtschaft, so auch hier. Jedenfalls haben wir uns gewundert, über diesen neuen Brauch in einem muslimischen Land.

Übrigens tragen alle (alle?) türkischen Frauen rote sexy Unterwäsche in der Sylvesternacht – das soll Glück bringen…

Wieviel Flaschen?

Wieviel Flaschen?

Ach ja, was sind eigentlich Oliebollen? Marcella und Simon von SY Yucatan überraschten uns mit 80 Stück, so eine Art Krapfen, eine holländische Spezialität zu Sylvester (hier natürlich New-Years-Eve). Sehr lecker! Wir haben dazu ungefähr 12 Liter Glühwein zubereitet und zusammen eine Stegparty an Sylvester organisiert. Aber keine Angst, es gab genug Mittrinker!

In diesem Sinne Prosit Neujahr!

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