20.10.2009

Von Europa in den Orient – ein Katzensprung

Unser augenblicklicher Liegeplatz in Datca -ups!

Unser Augenblicklicher Liegeplatz in Datca -ups!

In Kos , wo wir uns bis letzten Donnerstag aufgehalten haben, konnte man den nahen Orient schon ahnen. Die ganze Ausstrahlung dieser Stadt unterscheidet sich sehr von dem Eindruck, den wir bisher von Griechenland bekommen konnten. Thomas amüsiert sich immer wieder, wenn Ulrike erstaunt ausruft: „das ist ja wieder wunderschön hier, ganz anders als die letzte Insel!“ In der Hauptsaison ist es wahrscheinlich hier nicht auszuhalten, das lassen die vielen Tavernen und Souvenirshops in der Stadt und die unendlichen verwaisten Liegestuhlreihen am Strand ahnen. Aber so, wie wir es erleben konnten, war es eine gute Mischung aus Nachsaisonflair und Lebendigkeit.

Wir haben uns zunächst die Stadt und die Kreuzritterburg des Johanniterordens angeschaut. Am nächsten Tag haben wir dann einen Roller gemietet, um das Asklepeion-Heiligtum in den Bergen zu besuchen. Hier haben die Ärzte nach der Lehre des Hippokrates geheilt, ein sehr schöner erhabener Ort mit Blick auf die nahe Türkei. Gelehrt hat Hippokrates der Sage nach in Kos-Stadt unter einer uralten, hohlen Platane. Im Eid des Hippokrates, der heute noch für Ärzte gültig ist, drückt sich aus, dass der Mensch im Zentrum der Heilung steht. Vielleicht sieht man hier deshalb so viele Touristen Platanenblätter sammeln, damit sie ein Stück seiner Weisheit mitnehmen können.
In Kos

In Kos


Neben den vielen Sehenswürdigkeiten gibt es auch „Alltag“ auf dem Schiff. Was zu Hause wie selbstverständlich läuft, ist für uns oft sehr viel aufwändiger. In jedem neuen Ort muss man zum Beispiel erst einmal einen Laden ausfindig machen, der keine Apothekenpreise nimmt und dann wollen die ganzen Sachen zum Schiff transportiert werden. So haben wir den gemieteten Roller genützt, um uns mit dem Nötigsten auszustatten. In Kos mussten wir uns von Antonio und Ivan, unseren venezianischen Freunden verabschieden. Hoffentlich treffen wir sie wieder, wir hatten eine gute Zeit miteinander.

Aber nun sollte es weiter bis in die Türkei gehen. Wir haben per E-Mail von unseren Freunden aus Monaco den Tipp bekommen, dass man in Turgutreis sehr leicht einklarieren kann. Es sind damit normalerweise viele Behördengänge verbunden (Hafenmeister, Polizei, Zoll und Arzt), die über die ganze Stadt verteilt sind, also mindestens einen Tag Aufwand. Von Kos in die Türkei ist es wirklich nur ein Katzensprung. Ca. acht Seemeilen, also ca. fünfzehn Kilometer trennen die Kontinente hier voneinander. Also haben wir uns am Donnerstag, den 15.10. dorthin aufgemacht – und tatsächlich haben wir alles in 2 Stunden erledigt gehabt. Dabei hatten wir in Susi (geborene Türkin in Deggendorf), unserer zugewiesenen Agentin, eine große Hilfe.

Orientalisches Flair, türkische Musik und der Muezzin empfingen uns schon beim Anlegen. Gleich tauchten wir in die Basare in Turgutreis und Bodrum ein und waren von der Fülle der Waren, der Gerüche und der Geräuschkulisse beeindruckt. Dabei versuchten wir uns im Handeln – am Anfang haben wir noch geübt, der nächste Handel war schon erfolgreicher: Thomas hat eine kleine Trommel erstanden. Eine Odysse war allerdings die Anmeldung unseres Telefons in der Türkei. Um eine türkische Simkarte benutzen zu können, muss das Handy registriert sein, was uns viele Stunden und einen zusätzlichen Besuch beim Hafenpolizisten kostete.

Die SunSuLa vor antiker Kulisse in Knidos

Die SunSuLa vor antiker Kulisse in Knidos


Zusammen mit den Crews der Bella Sogni aus Australien und der Te Ara aus Monaco segelten wir am Sonntag, den 20.10. nach Knidos. Das war in der Antike einer der wichtigsten Handelsplätze, da jedes Schiff aus dem mittleren Osten auf dem Weg in den Westen und umgekehrt dort auf günstige Winde wartete. Heute kann man dort mitten in den Archäologischen Stätten ankern. Dort trafen wir eine nette deutsche Männercrew, die für uns in der Kneipe eine Mahlzeit für unsere musikalische Unterhaltung aushandelte. Es wurde ein sehr schöner Abend. Erst haben wir alleine musiziert, dann gab es verschiedene Versuche anderer Besucher, unseren Instrumenten Töne zu entlocken. Zum Abschluss haben wir zusammen mit den türkischen Musikern gespielt, was sehr experimentell war. Wehrmutstropfen war allerdings die Tatsache, dass unsere Freunde unser Essen offensichtlich doch bezahlen mussten – unfair!

Datca

Datca

Nun sind wir seit gestern, 21.10. in Datca, ein sehr hübscher kleiner Ort Richtung Marmaris. Direkt hier am Kai gibt es einige Restaurants und Cafes. Jetzt in der Nachsaison sind die aber nicht sehr touristisch. Gegenüber haben gestern hervorragende türkische Musiker gespielt. Wir haben sie heute kennen gelernt und werden heute Abend mit ihnen spielen. Wir sind sehr gespannt.

Einen kleinen Schreck bekamen wir, als gerade unser neuer Nachbar einlief. Schaut mal oben auf dem Foto. Wir sind ja schon klein, aber jetzt erst …

Wir werden jetzt doch noch weiter südöstlich nach Finike segeln, um den Winter zu verbringen. Die Familie aus Monaco und wohl viele andere „Überwinterer“ werden dort sein, es regnet weniger als in Marmaris und ist etwas wärmer. Der Ort soll sehr nett, türkisch und nicht zu touristisch sein. Auf unserem Weg dahin werden wir selbstverständlich weiter berichten. Und natürlich freuen wir uns über Mails von Euch, wir wollen ja schließlich auch wissen, was Euch Zuhause beschäftigt.
In diesem Sinne: Görüsmek Üzere! (bis später)

Nachtrag: der Abend mit den Musikern war sehr speziell! Die Bar war noch relativ leer, als wir kamen. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und unser türkischer Kollege spielte bereits virtuos auf dem Kanun, eine Art Zither. Seltsamerweise spielte der Trommler nicht. Wir begannen, schwungvoll zu musizieren und nach 2 Takten wurden wir unterbrochen. Thomas durfte auf der Geige weiterspielen, Ulrike auf dem Akkordeon nicht. WAS WAR DAS? Keiner konnte oder wollte uns aufklären, wir allerdings vermuteten, dass es sich um ein Frauenproblem in der Männerwelt handelte. Irgendwann stellte sich heraus, dass es Ärger mit der Lautstärke in der Nachbarschaft gegeben hatte. So durfte Ulrike später doch spielen und wir hatten einen schönen Mix aus orientalischer und westlicher Musik. Das Lokal wurde brechend voll, unter den Gästen befanden sich auch unsere Nachbarn zur Linken (siehe Bild oben). Die Stimmung war bombig. Um 2 Uhr brach der immer nervöser werdende Wirt die Session ab.
Aber das war´s noch nicht: wir wurden mit unserem elektrischen Piano auf die Nachbaryacht eingeladen, wo wir bis in die frühen Morgenstunden zusammen mit Cyrille, der jungen Frau des Eigners, einer Musicaldarstellerin und einem Gitarristen aus Australien gejammt haben. Um 3.30 Uhr kam die Polizei und meinte, die Nachbarn fühlten sich gestört. Die Antwort: wieso die Nachbarn, die sind doch hier an Bord! Kein Problem, die automatische Tür wurde geschlossen und die Party ging weiter. Jedenfalls war es ein Erlebnis, das wir nicht so schnell vergessen werden – den Schlaf holen wir später nach. Soweit, sogut!

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