3.10.2009

Die Ägäis – malerisch und wild

Paradisbucht -so heißt sie wirklich

Paradisbucht -so heißt sie wirklich

Heute schreiben wir Euch aus Naxos, der größten Kykladeninsel in der griechischen Ägäis. Unser Weg hierher war recht stürmisch.

Am Mittwoch, 23.9. sind wir in Athen aufgebrochen und haben uns in zwei Etappen zum Kap Sounion vorgehangelt. Die erste Nacht haben wir in einer vor dem Meltemi (typischer Ägäis-Wind aus nördlichen Richtungen und meist mit „Spautz“) geschützten Bucht vor Anavyssos zugebracht. Kurz vor dem Ankern meinte der Wind, unser Beiboot, dass wir in alter Kroatienmanier hinterher geschleppt hatten, durch die Luft wirbeln zu müssen. Dabei hat er uns das Sitzbrett genommen und dem Meer übergeben. Wir hätten es wirklich besser brauchen können! Wir haben daraus gelernt und haben gestern die Leinenführung unserer Selbstwendefock so verändert, dass wir das Beiboot nun auf dem Vordeck verzurren können. Hoffentlich klappt´s!

Am nächsten Tag pfiff uns der Wind an die südlichste Spitze des griechischen Festlandes, an das Kap Sounion, von dem sich in Urzeiten Theseus Vater Aigeus aus einem Missverständnis heraus hinunterstürzte. Nach ihm ist das Ägäische Meer benannt. Dort wartete die nächste Überraschung: beim Ankern haben wir uns in einem alten großen rostigen Anker verfangen. Zu dumm! Thomas hat versucht, die Situation in 6 Metern Tiefe in einem Tauchgang zu klären, was ihm prompt kräftige Ohrenschmerzen und Übelkeit einbrachte. Was Nun? Eine nette Crew aus Lettland half uns den vertörnten Anker aus dem Wirrwarr zu befreien. Wir haben uns am Abend mit Musik bei der Crew bedankt. Die Letten sind ja bekanntlich ein Sängervolk, sie haben wirklich zauberhaft gesungen und wir haben im Wechsel musiziert. Eine tolle Stimmung, gekrönt vom angestrahlten Poseidontempel über uns.

Am Freitag, 25.9. hatten wir eine entspannte Überfahrt nach Kea, der ersten Kykladeninsel. Wir haben sie auf Schusters Rappen erkundet und waren sehr beeindruckt von der Architektur der Chora (Inselhauptstadt) und vor allem von dem steinernen Löwen, den ein ionischer Künstler ca.600 vor Christus in einem entlegenen Tal in Stein gemeißelt hat.
Davon erzählen Euch die Fotos am Besten.

Den Meltemi haben wir bisher als launigen Gesellen kennen gelernt. Eigentlich wünscht man sich als Segler einen schön beständigen Wind. Dieser hier war aber ruppig, stark und ständig wechselnd. Kaum waren die Segel gehisst, drehte er oder er ließ nach, um dann in der nächsten Böe um so heftiger aufzuheulen. Mal schauen, ob er uns bei der weiteren Reise gnädiger ist.

Bei der Überfahrt am Samstag nach Syros wurden wir ganz schön durchgeschüttelt. Dort haben wir sehr nette Crews kennen gelernt, mit denen wir 3 Tage verbracht haben: eine Familie aus Monaco, die mit ihrer 7-jährigen Lea zu einer Weltreise aufgebrochen ist, die Schule findet als betreuter Fernunterricht durch die Eltern statt; Christoph und Anke hatten für 2 Wochen ein Boot gechartert, wir feierten mit ihnen Ankes Geburtstag. Ansonsten gibt es für uns auch „Alltag“: wir haben von Hand Wäsche gewaschen (wie immer ohne Waschmaschine), Edelstahlteile poliert und unseren Haushalt in Ordnung gebracht. Arbeit gibt es immer auf dem Boot – wie zu Hause auch, davon erzählen wir mal mehr, wenn wir in der Türkei sind.

Naxos

Naxos

Nun sind wir seit Dienstag, 29.9. hier auf Naxos. Das Licht auf dieser Insel ist wirklich zauberhaft. Wir haben hier unseren Freund Wolfgang Traub aus Staufen und seine Malgruppe getroffen, „Ariadne auf Naxos“ war leider nicht dabei. Er bietet Malferien in Griechenland an, die Stimmung in der Gruppe ist wunderbar und seine Art, mit den Schülern umzugehen sehr feinfühlig, humorig und kompetent. (Ihr könnt ja mal auf seiner Homepage schauen. Den Link findet Ihr rechts im Kasten.) Wir hatten das Glück, zwei Tage mit der Gruppe zu verbringen und auch das Hinterland kennen zu lernen – Wolfgang sucht immer interessante Orte aus, an denen gemalt wird. Gestern Abend waren wir gemeinsam in der Taverne der Schwäbin Anna (das Essen ist allerdings urgriechisch und sehr lecker) und haben dort Musik gemacht. Das war ein schöner Abend!

Ansonsten treffen wir uns jeden Tag zum „Sundowner“ mit Wolfgang in einem Kafeneon direkt unter dem Apollotor. Jeder Sonnenuntergang ist anders, heute hat der Himmel fast geglüht. Hier kommen wir sicher wieder her!
Achja: hier ist immer noch Sommer. Heute waren es fast 30 Grad, jetzt um 21.00 Uhr sind es immer noch 23 Grad, die Sonne scheint den ganzen Tag, das genießen wir. Im Augenblick sind die Socken wieder weggepackt.

Einladend

Einladend

Am Montag wollen wir dann weiter Richtung Osten. Von der Marina in Marmaris haben wir inzwischen eine Reservierungszusage erhalten. Mitte Oktober soll es laut Internet auch hier etwas frischer werden, dann wollen wir eigentlich in der Türkei sein. Wir sind schon sehr gespannt darauf.

Im Übrigen gibt es auf unserer Seite eine kleine Neuerung: in den älteren Artikeln sind nur noch die ersten Sätze sichtbar und Ihr findet einen „weiterlesen“ Tag, der nun Sinn macht. Beim Klicken darauf öffnet sich dann der ganze Artikel. Viel Freude beim Lesen.

Kommentare

ihr lieben!
euer bericht hört sich mal wieder sooooo schön und spannend an, wie immer! Ihr meistert das alles wie könige;)!

könntet ihr vielleicht ein kleines päckchen sonne nach hause schicken?

Ich hab euch lieb!!!

Hallo Ulrike, hallo Thomas,

Eure Website ist hervorragend. Erinnere mich mit Vergügen an den entspannten Abend und Eure Musik bei Anna.

Wünsche Euch weiterhin alles Gute für Euren Segeltörn und daß alles so gelingt, wie Ihr es vor-gestellt habt.

Hans (der „Einzige“ mit 6 bzw. 8 Damen)

Ja, auch ich hab heut schon eine mail verfasst, in Er-
innerung schwelgend an euch und der schwungvollen
Musike gedacht. Jetzt les ich mit Begeisterung die Berichte, Sounion, Delphi, Korinth und Naxos. Wiitzig, Paradiesbucht, da lächeln ja die Götter…
Seid gesund und voller Lebensgeister, schön, dass es euch gibt, Carola

Ihr Lieben!

Wie schnell doch drei Wochen vorbei sind! Nach unserer gemeinsamen Zeit mit Euch auf Syros führte uns unser Weg über Loutra auf Kythnos (malerisch und mit Gratis-Thermalbad) nach Kea (Pisa, schöne Bucht), zum Kap Sounion (zum Glück ohne Ankermalheur) und wieder zurück nach Kalamaki, der mit Abstand förchterbarsten Marina, die wir je erlebt haben. Igittigitt. Der Begriff „bloß schnell Land gewinnen“ bekam hier eine sehr lebenspraktische Bedeutung.

Anschließend haben wir eine Woche lang wohl so ziemlich jeden „kaputten Stein“ aufgesucht, den uns die antiken Griechen hinterlassen haben. Natürlich waren wir, wie auch Ihr, in Epidauros. Sehr beeindruckend! Vielleicht habt Ihr ja die Möglichkeit, bei Euren Ausflügen in der Türkei einmal Aspendos östlich von Antalya zu besuchen. Sehr lohnenswert!

Und nun sind wir wieder daheim – 13 Grad Außentemperatur, Tendenz fallend, grauer Himmel und Null Wind. Ach, wie schnell doch drei Wochen vorbei sind – und was werdet Ihr wohl in einem Jahr sagen!?

Genießt die Zeit, kommt allzeit gut über und habt stets die berühmte handbreit Wasser unter’m Kiel!

Ganz herzliche Grüße aus Münster
Anke und Christoph