8.02.2010

Getriebe Spezial

Ali, Mr. Mehmet und Schubi von Cetin Marin

Ali, Mr. Mehmet und Schubi von Cetin Marin

Draußen stürmt und regnet es, so finden wir die Zeit, unseren Bericht fortzusetzen. Wen der nun folgende technische Krimi nicht interessiert, der kann ja direkt runter scrollen zu „ABENTEUER IM HAMAM“

In unsere „Getriebstory“ ist Bewegung gekommen. Aber vielleicht noch mal von Anfang an in Kurzfassung: 2008 haben wir den nicht mehr sehr Vertrauen erweckenden Ölkühler unseres englischen Bootswendegetriebes gegen einen neuen ersetzt. Ein nach eigenen Angaben in Sachen Bootsbau erfahrener Kühlerbauer in Lörrach hatte ihn extra für uns angefertigt. Allerdings war dieser offensichtlich nach kurzer Zeit innen durchkorrodiert, somit hatten wir über die Wintermonate Salzwasser im Getriebe. Versuche, es mit Öl und Spezialreiniger auszuspülen, haben leider nicht gefruchtet.

So kam es Anfang August, drei Tage nach Beginn unserer Reise zum Supergau: das Getriebe gab seinen Geist auf, wir hatten keinen Leerlauf und keinen Rückwärtsgang mehr. Wie berichtet haben wir ja dann in Spilt/Kroatien ein neues Getriebe bekommen. Vom Zeitpunkt des Einbaus an war die Fahrt mit lauten Geräuschen verbunden, die von unsern Mechanikern eindeutig auf defekte Motorfundamente geschoben wurden. Weder in Kroatien, noch in Italien oder Griechenland konnten diese ersetzt werden, wie vieles an unserem Boot entspricht auch dieses System nicht dem Standard. Alle erfahrenen Segler sagten uns: geht nach Marmaris, da sind gute Mechaniker.

In Marmaris angekommen, beauftragten wir bald Mr. Mehmet Cetin, einen von vielen Seglern gelobten Mechaniker, die Ursache zu suchen. Er kann noch reparieren und tauscht nicht gleich alles gegen neue Teile aus. Seitdem ist er bei uns regelmäßiger Gast auf dem Schiff: er hat als erstes die Motorfundamente erneuert (er hat sie selber hergestellt, da kein Standard), die Dämpferplatte zwischen Motor und Getriebe erneuert, einen neuen Propeller fertigen lassen (da das neue Getriebe wegen einer anderen Untersetzung die Schraube schneller dreht), die Kardanwelle in Izmir testen lassen, das Getriebe ausgebaut und ein baugleiches eingebaut – trotzdem blieb das Geräusch nach all diesen Maßnahmen bestehen, was uns allmählich verzweifeln ließ, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt.

Blieb als letztes, dass an der Propellerwelle irgendetwas nicht stimmt. Dafür musste die SunSuLa nun aber an Land gekrant werden, seit Donnerstagmorgen steht sie nun inmitten von Riesenkähnen im Werftteil der Marina. Karin und Karl von der SY Maia, mit denen wir uns öfters treffen, haben uns netterweise beim Reinigen des Rumpfes geholfen. Die Algenschmiere, von der wir noch nicht wieder viel am Unterwasserschiff hatten, muss sofort noch im nassen Zustand entfernt werden, später tut man sich viel schwerer damit.

Während wir die SunSuLa waschen, wird schon das Gerüst aufgebaut

Während wir die SunSuLa waschen, wird schon das Gerüst aufgebaut

Mr. Mehmet hat die Welle dann ausgebaut, was wieder ein kleines Abenteuer war. Die alles entscheidende Schraube war unter GFK versteckt, da musste er mit der Flex dran – Autsch!!! Dabei war es lediglich seine Vermutung, dass da eine Schraube sein müsste und zielsicher hat er die richtige Stelle aufgeflext. Wir haben auch da wieder kein normales Stoffbuchsensystem, sondern eine mit Öl und Simmerringen abgedichtete Wellenanlage (für die Fachleute unter Euch). Tatsächlich war in den letzten 18 Jahren, seit dem Einbau, kein Seewasser eingedrungen – nicht schlecht. Aber: das im System befindliche Öl war schwarz und roch nach Metall. Eines der Nadellager war nicht in Ordnung. Gestern nun bekamen wir eine E-Mail von Mr. Mehmet: die Propellerwelle ist verbogen und somit glaubt er die Ursache gefunden zu haben. ENDLICH!!! Mehr werden wir morgen erfahren und natürlich erst mit Sicherheit wissen, wenn die SunSuLa wieder in ihrem Element ist. An Land kann man das natürlich nicht testen. Also hofft mit uns das Beste!

Mr. Mehmet arbeitet mit allen Sinnen, hier "lauscht" er an der Welle

Mr. Mehmet arbeitet mit allen Sinnen, hier "lauscht" er an der Welle

Wir nutzen die zehn Tage an Land auch für andere Reparaturarbeiten. Vorgestern und gestern haben wir uns des Decks angenommen, das jetzt wieder frisch gestrichen weiß glänzt. Die Unterwasserfarbe (Antifouling, das ist eine Farbe, die ein bisschen giftig ist, damit sich Algen und Muscheln auf dem Rumpf nicht ansiedeln) und ein paar Ausbesserungsarbeiten haben wir noch vor uns. Hoffentlich spielt das Wetter mit – die Aussichten für die Woche sind etwas nass und stürmisch.

ABENTEUER IM HAMAM

Ansonsten lassen wir es uns weiterhin gut gehen. Barry und Leonie aus Australien haben uns ihre SY Bella Sogni für die Zeit zur Verfügung gestellt, in der unser Schiff auf dem Trockenen steht. Das ist total nett und großzügig, macht es uns doch diese Zeit sehr viel angenehmer. Wir können auf der „Baustelle“ alles stehen und liegen lassen und kommen abends in ein warmes Zuhause. Im Übrigen handelt es sich bei der Bella um eine Oceanis 50 mit allem Komfort und Annehmlichkeiten und ungefähr dem dreifachen an Platzangebot, verglichen mit der SunSuLa. Das genießen wir vor allem bei so einem Wetter wie heute. So thank you very much Barry and Leonie!!! We are happy to be here on Bella!!!

Flambierter Fisch im Salz

Flambierter Fisch im Salz

Von zwei netten Begebenheiten wollen wir Euch noch erzählen. Das eine war Wolfgang und Karins Geburtstagsgeschenk an Thomas. Sie haben uns ins „Nil“ zum Abendessen eingeladen. Dort haben wir zum ersten Mal „Fisch im Salz“ gegessen – mmhh, lecker! Der Fisch wird im Eiweiß/Salzmantel im Ofen gegart, dann am Tisch flambiert und die harte Kruste gekonnt aufgeklopft. Was sich dann offenbart, ist ein herrlich schmeckendes Fischfilet, zart und würzig. Dazu gibt es als typische Vorspeisen türkische Mezeler (die müsst Ihr irgendwann mal kosten), Salat, Pommes und das typische Puffbrot (ein Haufen heiße Luft mit leckerer Kruste drum herum). Die Großfamilie von Wolfgangs und Karins Vermietern war ebenfalls im Restaurant, so dass es ziemlich bald sehr herzlich und persönlich wurde. Zum Abschluss gab es aufs Haus eine warme Halva (Sesam-Zucker-Trockenfrucht-Nussmischung im Ofen überbacken). So mächtig, dass gleich noch mal ein Raki (Anisschnäpsle) her musste! Danke Wolfgang und Karin, das war ein unvergesslicher Abend!

Heute waren wir wieder bei Wofgang und Karin zum wöchentlichen proben (Musette und Klezmer). Karin ist eine wahrhaft begnadete und leidenschaftliche Köchin und bereitet herrliche Mahlzeiten, während wir im Wohnzimmer proben. Das sind immer sehr nette, unterhaltsame und interessante bis spät in den Abend ausgedehnte Nachmittage. Karl und wiederum Karin von der SY Maia haben uns begleitet und so hatten wir zu sechst eine sehr schöne Zeit. Donnerstags haben wir immer Jazzprobe, auch mit Wolfgang und mit Florian, den wir Euch irgendwann schon einmal vorgestellt haben. Dienstags ist Musik-Jam in der Marina, also: wir werden das Musik machen nicht verlernen!!!

Unsere ersten Hamam-Erfahrungen (türkisches Bad) haben wir inzwischen auch hinter uns. Bei Davud, unserem Dönerlokal, trafen wir Mohamed, der uns offerierte, uns am folgenden Tag zu massieren: Seifen- und Ölmassage für 10 türkische Lira (ca.4.60 Euro) pro Person. Er würde noch eine Freundin organisieren, die dann Ulrike massieren könnte. Viel war ja nicht zu verlieren, also ließen wir uns auf das Abenteuer ein, uns mit ihm am nächsten Tag vor dem Hotel Antique Palace zu treffen.

Pünktlich trafen wir dort ein und einen etwas ratlosen Mohamed an. Ein Blick in den Wellnessbereich genügte, es hatte reingeregnet, war versifft und dem Schimmelgeruch nach zu urteilen, war das nicht gerade ein neues Problem. In limitiertem Englisch lotste er uns in den Fitness- und Spabereich eines anderen Hotels einen Kilometer entfernt. Dort erst mal (gespielte?) Ratlosigkeit. Mohamed organisierte wie wild, dass wir die uns versprochene Massage erhalten können. In der Zwischenzeit „parkte“ er uns erst mal in der Sauna, natürlich in Badekleidung. „ Come out, have a shower, go in again, come out and have a shower …“. Saunieren kennen wir anders.

Irgendwann ging es dann doch in das türkische Bad. Das ist ein großer schön gekachelter Raum mit einer umlaufenden warmen Sitzfläche. In bestimmten Abständen befinden sich Wasserbecken mit kalt und warm Wasser. Mit einer Schale übergießt man sich mit diesem Wasser. Der Raum wird in der Mitte überwölbt von einer Kuppel. Darunter befindet sich in Kniehöhe eine große geheizte Marmorfläche, wo Thomas von Mohamed und Ulrike von dem dort beschäftigten Hamammeister erstmal einer Peelingmassage (Kese) mit einem rauen Handschuh unterzogen wurde. Während dessen war ein dritter emsig damit beschäftigt uns weitere „lukrative“ Spezialangebote zu unterbreiten…

Fototermin

Fototermin

Anschließend gab´s eine gekonnte Seifenmassage, nachdem wir in eine Decke von Seifenblasen gehüllt wurden. Diese werden durch schnelles Ausstreifen einer mit Luft und Seifenflocken gefüllten nassen „Stofftasche“ herbei gezaubert. Das hat sich angefühlt wie ein riesiges ultraleichtes warmes Daunenbett. Durchaus nicht unangenehm. „Seid ihr zum ersten Mal im Hamam?“ – „Ja.“ Also bekamen wir zum Schluss noch eine Packung Schaum auf den Kopf. „Schaut mal hier in diese Richtung“ … und schon kam der Fotograf herein und machte seine Bilder. Hatten wir das bestellt???

Dann wieder Ungewissheit, wie geht’s jetzt weiter? Wir lagen einige Zeit im Vorraum auf Liegen, wie bestellt und nicht abgeholt. Irgendwann wurden wir dann in einen Raum zur Ganzkörper-Ölmassage geführt, nicht ohne dass Mohamed vorher über irgendwelche Preise verhandelte. Das haben wir mitbekommen, auch wenn´s auf Türkisch war. Auch diese Massage konnte man durchaus genießen.

Nach dem Anziehen wurden wir dann in einen kleinen Büroraum geführt, von Mohamed keine Spur. Die vorher gemachten Fotos wurden uns präsentiert, für 25 TL (türkische Lira – in Euro etwas weniger als die Hälfte) könnten wir sie haben. (Eigentlich wollen wir die ja gar nicht.) Ja und die Massage kostet 50 TL, macht zusammen 75 TL. Stolz! War da nicht mal die Rede von 10TL pro Person? Das hatten wir uns ja eigentlich schon gedacht, aber Abenteuer muss sein und handeln natürlich auch – wir sind schließlich im Orient. Für die Hälfte sind wir dann (mit Fotos) rausgekommen, da kann man sich eigentlich auch nicht beklagen…

Kommentare

Tja, lustig seht ihr ja schon aus auf dem Foto, aber ansonsten hört es sich schon ein „wenig“ inszeniert an (von Mohamed). Hoffentlich geht mit eurer Reparatur alles gut aus, denn es ist ja jetzt schon eine etwas größere Operation.
Bei uns ist immer noch kalt und Winter, heute hab ich vorm Müllermarkt Jürgen und Miriam getroffen. Sebastian? wird morgen am Kiefer operiert und danach geht es aber schon wieder nach Frankreich. Ich habe mich gefreut die zwei mal wieder zu sehen, wenn auch kurz. Also, wir drücken die Daumen, was die Reparatur angeht, viele liebe Grüße an euch und fühlt euch einmal fest gedrückt. Uta+Herbert